Technische SEO für Freelancer und KMU: Was kann ich selbst machen?
Veröffentlicht am 10.09.2024 von Philipp Nessmann
Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist eine der wichtigsten und zugleich umfangreichsten Disziplinen im digitalen Marketing. Sie umfasst unterschiedliche Bereiche und lässt sich je nach Zielen und Zielgruppen entlang vielfältiger Strategien ausrichten. Die technische SEO wird dabei oftmals vernachlässigt. Gerade Freiberufler oder kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) scheuen deren vermeintliche Komplexität, den entsprechend hohen Aufwand und die Kosten. Wir zeigen Ihnen, weshalb Sie technische SEO betreiben sollten, worum es genau geht und was Sie selbst machen können!
Was ist technische SEO?
Technische SEO ist ein Teilbereich der Suchmaschinenoptimierung, wie auch die Onpage-SEO oder die Offpage-SEO. Die Disziplin schließt primär sämtliche Maßnahmen und Faktoren ein, die dazu beitragen, dass Google und Co. ideale Voraussetzungen bekommen, um auf Ihre Seiten zuzugreifen, sprich diese zu crawlen, zu bewerten und zu indexieren. Dazu zählen etwa die richtige Steuerung des Crawlings bzw. die Ausschöpfung des Crawl-Budgets, strukturierte Daten, die Nutzung von HTTP-Statuscodes und die Gewährleistung ausreichender Sicherheit.
Längst zielt technische SEO aber auch auf nutzerzentrierte Aspekte ab. So helfen Sie mit schnellen Servern, bestens mobilfähigen Templates oder mit dem Ausschluss defekter Links natürlich nicht nur den Suchmaschinen, Ihre Inhalte optimal einzustufen, sondern ebenso Ihren Usern. Gute, moderne bzw. ganzheitliche und nachhaltige technische SEO berücksichtigt sowohl die Bedarfe der Suchdienste als auch die der Website-Besucher.
Ist technische SEO für Freiberufler und KMU wichtig?
Die technische SEO ist für viele Freelancer oder Verantwortliche von KMU ein großer Unbekannter. Zwar haben die meisten Personen dieser Gruppen – wenn sie SEO betreiben – zumindest schon einmal davon gehört oder gelesen und manchmal sogar bereits gewisse Taktiken des Gebiets umgesetzt (ohne sie als solche einzustufen). Die mit der Disziplin zusammenhängenden Faktoren erscheinen oftmals aber weniger eingängig als ganz typische SEO-Maßnahmen rund um Keywords, Überschriftenabfolgen, vorteilhafte Textstrukturen etc. Demzufolge werden sie vielerorts mehr oder weniger ignoriert.
Technische SEO als Fundament
Das ist ein großer Fehler, denn die technische SEO bildet einen wichtigen Grundstein für das Gelingen anderer Bereiche der Suchmaschinenoptimierung. Ohne sie können auch noch so gute Inhalte niemals ihre volle Wirkung entfalten. Denn erst durch die Gewährleistung einer idealen Erreichbarkeit Ihrer Seiten und bester Analysevoraussetzungen, wird es Suchmaschinen ermöglicht, Ihre Pages perfekt zu erfassen, zu verarbeiten und schließlich für die Suchergebnisse möglichst hochzuranken.
Technische SEO als Alleinstellungspotenzial
Entsprechend gute technische Voraussetzungen zu schaffen, kann gerade in umkämpften Märkten, in denen Angebote und Website-Inhalte qualitativ nur wenig voneinander abweichen, den Unterschied machen. Als Freelancer oder KMU-Verantwortlicher haben Sie zudem den Vorteil, dass Ihre Konkurrenz ähnlicher Firmengröße technische Suchmaschinenoptimierung wahrscheinlich nur in geringem Umfang oder überhaupt nicht berücksichtigt. Somit ergibt sich bestes Alleinstellungspotenzial und Sie lassen Ihre Mitbewerber (wenn auch Ihre übrige SEO passt) in den Rankings souverän hinter sich.
User-Experience profitiert von technischer SEO
Darüber hinaus muss an dieser Stelle noch einmal festgehalten werden, dass viele technische SEO-Maßnahmen Ihre Seiten einfach nutzerfreundlicher machen. Das wiederum motiviert Ihre Besucher, sich intensiver mit Ihrem Content zu beschäftigen, sich länger bei Ihnen aufzuhalten und seltener zu Ihren Mitbewerbern abzuspringen. Die großen Suchmaschinen sehen genau in einem solchen Nutzerverhalten überaus positive Signale, die für eine gute User-Experience stehen. Damit steigen Ihre Chancen auf ein hohes Ranking noch einmal.
Welche Maßnahmen der technischen SEO kann ich selbst durchführen?
Mithilfe nutzerfreundlicher Software und spezifischen Features in Content-Management-Systemen (CMS) bzw. Shopsystemen können sogar Anfänger viele Belange technischer SEO eigenständig bearbeiten. Im Grunde gehen Agenturen und andere Dienstleister genauso vor. Niemand setzt sich hin und pflegt strukturierte Daten Seite für Seite händisch ein. Ebenso stoppt niemand die Ladezeiten mit einer Uhr und prüft dann die einzelnen Einflussfaktoren Schritt für Schritt. Schließlich wird kein SEO-Experte ein Template von Hand mobiloptimieren.
Diese und weitere To-dos der technischen SEO unterstützen auch die Profis mit spezialisierten Programmen oder automatisieren sie sogar. Der Knackpunkt liegt dabei im Verständnis der Materie. Sie sollten sich als Anfänger nicht zu viel vornehmen. Wählen Sie nicht gleich ein Tool, das „alles“ kann. Steigen Sie bei den Basics ein und werden Sie langsam besser. Wenn Sie wissen, worauf diese Disziplin der Suchmaschinenoptimierung abzielt, Sie sich peu à peu genauer mit den Zusammenhängen auskennen und Ihre Erkenntnisse mit der passenden Software praktisch umsetzen, stehen Ihnen in puncto Erfolg alle Türen offen.
Das sind die wichtigsten Bereiche technischer SEO
Bleibt noch die Frage, welche Teile der technischen SEO besonders relevant sind? Idealerweise berücksichtigen Sie alle Bereiche. Generell funktioniert Suchmaschinenoptimierung immer am besten, wenn sie ganzheitlich angegangen wird. Da das für den Anfang kaum umsetzbar ist, haben wir Ihnen die wichtigsten Basics zusammengefasst.
Tatsächlich gibt es noch sehr viele weitere nützliche technische SEO-Faktoren. Einige sehr relevante Einflüsse, wie etwa die 404-Pages-Organisation, die Mobiloptimierung und die Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung, werden wir aber bewusst auslassen, da gute CMS-Provider, Template-Anbieter und Webhoster diesbezüglich bereits gute Ausgangsvoraussetzungen schaffen. Zum Start sollten Sie zumindest die folgenden Aspekte berücksichtigen.
Website bei Google, Bing und Yahoo anmelden
Zunächst einmal sollten Sie optimale Grundvoraussetzungen schaffen, damit Suchmaschinen Ihre Website bzw. deren einzelne Seiten crawlen und indexieren können. Dazu muss gesagt werden, dass die Dienste – wenn sie nicht explizit daran gehindert werden – alle Internetpräsenzen automatisch unter die Lupe nehmen. Gerade bei neuen Pages dauert es jedoch, bis Google und Co. diese analysieren und in ihren Index aufnehmen. Es kann sich immer lohnen, den Prozess etwas anzuschieben, indem Sie Ihre Seiten zum Crawlen anmelden.
Das geschieht idealerweise über die Google Search Console und die Bing Webmaster Tools (gilt auch für Yahoo), um die größten Suchmaschinen abzudecken. Und so funktioniert’s bei Google:
1. Loggen Sie sich mit Ihrem Google-Account in der Search Console ein und wählen Sie „Property hinzufügen“.
2. Im nächsten Fenster kopieren Sie die vollständige Adresse Ihrer Website ein und klicken auf „weiter“.
3. Es ist nun erforderlich, dass Sie Ihre Domain-Inhaberschaft bestätigen – folgen Sie dafür der schnellen Schritt-für-Schritt-Anleitung und klicken Sie auf „Bestätigen“.
4. Sie haben Ihre Internetpräsenz somit zum Crawlen angemeldet – es kann dennoch einige Zeit dauern, bis Google die Analyse durchführt.
Nach einem ähnlichen Procedere können Sie auch für einzelne Pages einen Crawl-Antrag stellen. Das ist wieder besonders sinnvoll, wenn Sie neue Seiten launchen. Dafür nutzen Sie das sogenannte URL-Prüftool, das Sie ebenfalls in der Search Console finden („URL prüfen“). Die Anwendung ist praktisch eine Adresseingabezeile, wie Sie sie von einem typischen Browser kennen. Fügen Sie die betreffende Seiten-URL dort ein und bestätigen sie diese.
Bei den Bing Webmaster Tools gestalten sich die Vorgänge und Optionen ähnlich.
Das Crawl-Budget richtig verteilen (robots.txt)
Bei der Verteilung des Crawl-Budgets bestehen für Profis vielfältige Möglichkeiten des SEO-Feintunings. Aber auch Einsteiger können sich mit gewissen Basics signifikante Vorteile verschaffen. Um effektiv mitzumischen, müssen Sie natürlich erst einmal verstehen, was es mit dem Crawl-Budget auf sich hat.
Im Grunde ist es ziemlich einfach: Suchmaschinen müssen Tag für Tag mit Millionen von Websites interagieren. Dabei ist es nicht möglich, ständig alle Inhalte zu untersuchen, weshalb die täglichen Crawls für jede Präsenz limitiert werden. Somit haben alle Internetseiten ein bestimmtes Crawl-Budget. Hierbei handelt es sich in aller Regel um eine Zeiteinheit X, die Crawler für eine Website aufwenden.
Dieses Zeitfenster sollten Sie optimal nutzen. Sie haben zwar keinen direkten Einfluss darauf, wie groß Ihr Crawl-Budget ist (das legen die Suchmaschinen vor allem daran fest, wie häufig Sie neue Inhalte hinzufügen). Sie können den Suchdiensten aber sehr wohl mitteilen, welche Pages diese bevorzugt untersuchen sollen bzw. welche nicht.
1. Dafür führen Sie zum Anfang eine Crawl-Analyse mit einem spezialisierten Tool durch – zum Beispiel Screaming Frog. So finden Sie heraus, was bei Ihnen wirklich zum Crawlen freigegeben ist. Tatsächlich kommt dabei häufig ans Licht, dass viele Seiten unnötig gecrawlt werden. Gute Programme geben Ihnen auch entsprechende Hinweise, wo Sie womöglich Budget verschwenden.
2. Daraufhin prüfen Sie die Tipps des Analyse-Tools und überlegen sich, welche Pages Ihrer Website für Ihr Geschäft eine besonders hohe Relevanz haben. Auf genau diese Seiten schwören Sie die Crawler im nächsten Schritt ein. Beispielsweise müssen das Backend Ihres CMS, Wunschlisten Ihres Onlineshops oder dessen Warenkorb nicht in den Index.
3. Das primäre Werkzeug zur Steuerung der Crawler bzw. Ihres Crawl-Budgets bildet die robots.txt-Datei. In ihr legen Sie fest, welche Verzeichnisse oder Bereiche für das Crawlen gesperrt sind, und welche analysiert werden sollen. Das wiederum geschieht über spezielle Befehle. Um die Fehlergefahr einzugrenzen, sollten Sie als Anfänger für die Bearbeitung von robots.txt eine intuitive Software oder einen Online-Generator nutzen, wie etwa den Robots.txt Generator von Ryte. So können die nötigen Schritte stark vereinfacht werden.
XML-Sitemap als Inhaltsverzeichnis erstellen
Eine XML-Sitemap können Sie sich wie ein Inhaltsverzeichnis oder eine Landkarte Ihrer gesamten Website vorstellen. Für Crawler stellt sie ein nützliches Tool zur Orientierung dar. Über sie können sich die Suchmaschinen ein Bild Ihrer Internetpräsenz verschaffen und diese somit effektiver bewerten. Besonders bei großen, verschachtelten Strukturen ist eine Sitemap unverzichtbar, sie kann aber auch bei kleineren Websites für positive Signale sorgen.
In einer Sitemap sind alle Schwerpunkte Ihrer Webpräsenz abgebildet – inklusive Unterseiten. Weiterhin können spezifische Meta-Daten enthalten sein, die Aufschluss über Aktualisierungen und Änderungen an einzelnen Pages geben. Es ist ebenfalls möglich, die Bedeutung und Beziehung bestimmter Seiten zueinander über Metas zu verdeutlichen. Das alles wird innerhalb der XML-Sitemap im Root-Verzeichnis Ihrer Website hochgeladen. Auch hier müssen Sie nicht händisch an den Code gehen. Es gibt viele gute und einfach nutzbare Softwares oder Plugins, mit denen Sie entsprechende Arbeiten schnell erledigen. Zu den Top-Lösungen gehören GitMind, Miro oder auch das All in One SEO-Plugin für Wordpress.
Mehr Orientierung durch strukturierte Daten
Strukturierte Daten sind zusätzliche Informationen, die Sie im Quelltext Ihrer Seiten hinterlegen. Sie verraten Crawlern in kompakter Form eine ganze Menge Details über den Kontext betreffender Pages. Passen diese Daten zu bestimmten Sucheingaben, dann stehen Ihre Chancen gut, dass entsprechende Seiten nicht nur weit vorne ranken, sondern auch visuell besonders hervorgehoben werden. Letzteres geschieht durch sogenannte Featured-Snippets oder Rich-Snippets, die Tabellen, Bewertungssternchen, Preisangaben und andere Details umfassen können. Selbstverständlich gibt es auch für die Einbindung Strukturierter Daten spezielle und endanwenderfreundliche Tools Dazu zählen etwa das Yoast SEO-Plugin für WordPress oder der Markup Generator von Web Code.
Zwar sind strukturierte Daten (wie auch die vorherigen Punkte) kein direkter Ranking-Faktor, sie greifen den Suchmaschinen bei der Einstufung Ihrer Seiten aber erheblich unter die Arme. Damit begünstigen Sie, dass Ihre Inhalte bei Suchanfragen auftauchen, die sehr genau zu Ihrem Geschäft passen. Zudem werden mögliche Featured-Snippets oder Rich-Snippets überaus prominent dargestellt. Das wiederum steigert (wenn auch die Qualität stimmt) die Wahrscheinlichkeit, dass Interessierte daraufklicken und die dahinterstehenden Inhalte (womöglich intensiv) nutzen. Die Suchmaschinen erhalten damit abermals positive Signale.
Dabei kommt der im Zuge der Definition angesprochene Aspekt der User-Experience ins Spiel. Strukturierte Daten können die Nutzererlebnisse unmittelbar beeinflussen. Sie schlagen demzufolge zwei Fliegen mit einer Klappe, indem Sie Ihre Website für Google und Co. bestens zugänglich machen und Ihren potenziellen Besuchern ein besonderes Nutzererlebnis bieten.
PageSpeed für flüssigere Abläufe
Wie strukturierte Daten können sich auch der PageSpeed bzw. die Seitenladezeiten nicht nur sehr positiv auf die Crawlbarkeit durch Suchmaschinen, sondern zudem auf die Nutzererfahrungen auswirken. Die Geschwindigkeit ist darüber hinaus ein echter Ranking-Faktor. Die Suchmaschinen messen also, wie schnell Pages laden und berücksichtigen dies unmittelbar für ihre Rankings.
Bei der technischen SEO sollten Sie daher unbedingt die Ladegeschwindigkeiten Ihrer Seiten im Blick haben. Grundsätzlich gilt: Eine Page darf keinesfalls länger als drei Sekunden zum Aufbau benötigen, wenn Sie gute Voraussetzungen für ein Top-Ranking schaffen möchten.
Für die Messung bietet Google mit PageSpeed Insights ein überaus nutzerfreundliches und effektives Tool. Wenn Sie dort eine URL eingeben und auf „Analysieren“ klicken, gibt Ihnen das System genaue Berechnungen aus und stellt die Leistung auf einer Skala dar. Idealerweise sind Sie im grünen Bereich. Ist das nicht der Fall, bekommen Sie weiter unten konkrete Tipps, wie Sie Ihre Performance steigern können.
Wichtig ist dabei noch, dass gerade Google bereits seit einiger Zeit verstärkt Wert auf eine gute Leistung von mobilen Webseiten legt. Somit gilt es darauf zu achten, Ihre Pages vor allem für Smartphones und Tablets bestens einzustellen.
Technische SEO für Freelancer und KMU - Fazit
Technische SEO ist kein Hexenwerk! Mit dem richtigen Verständnis der Materie und einer guten Software-Unterstützung können Sie selbst als Anfänger viele Basics eigenständig erledigen und Ihr Ranking effektiv steigern. Je mehr diese Disziplin der Suchmaschinenoptimierung in Ihrem Geschäftsbereich etabliert ist, desto detaillierter müssen Sie vorgehen und desto mehr Know-how bedarf es, um Erfolge zu erzielen. Als Freelancer oder KMU-Verantwortlicher haben Sie glücklicherweise oft den Vorteil, dass sich die Konkurrenz Ihrer Unternehmensgröße nur selten genauer mit entsprechenden SEO-Maßnahmen auseinandersetzt. Achten Sie insgesamt auf eine ausgewogene, möglichst ganzheitliche Suchmaschinenoptimierung und richten Sie Ihren Fokus nicht ausschließlich auf die technischen Komponenten. Erfahrungsgemäß ist es ist immer angebracht, auf mehreren Gebieten merkbar besser zu sein als die Konkurrenz und nicht nur in einem unverhältnismäßig vorzupreschen.
Titelmotiv: Bild von Amrulqays Maarof auf Pixabay