Warum die Performance im E-Commerce immer wichtiger wird – mit nützlichen Tipps zum sofortigen Handeln
Veröffentlicht am 04.05.2016 von Jaromir Fojcik
Langsame Ladezeiten lassen nicht nur potentielle Kunden ihren Einkauf abbrechen, sondern sie wirken sich auch negativ auf das Ranking in Suchmaschinen aus. Für eine gute Conversion Rate und ein besseres Google-Ranking muss die Shop-Performance kontinuierlich beobachtet und optimiert werden. Welche Herausforderungen – gerade auch für die Optimierung für verschiedene Endgeräte – bestehen, erklären wir Ihnen und geben Ihnen dazu nützliche Praxistipps.Websites werden immer größer
Online-Shops sollen verkaufen. Nutzer möchten bequem bestellen. Am liebsten in schnellen Shops. Doch große Datenmengen laden langsam. Laut Soasta ist die durchschnittliche Größe von Websites in den letzten 20 Jahren von 14 Kilobytes auf über zwei Megabytes gewachsen. Der Zuwachs war in den letzten Jahren besonders drastisch. Allein von Ende 2013 bis Anfang 2015 hat sich die Größe mehr als verdoppelt. Das größere Inhaltsvolumen wirkt sich dann auf die Performance aus. Und lange Ladezeiten beeinflussen wiederum die Conversion Rate. Daher gilt es, die Performance kontinuierlich zu optimieren.
Schlechte Performance = Umsatzverlust
Einer Untersuchung von Walmart.com zufolge sinkt die Conversion Rate rapide, wenn sich die Ladezeit von einer Sekunde auf vier Sekunden verlängert. Für jede Sekunde verkürzter Ladezeit verbesserte sich die Conversion Rate im Gegenzug um ganze zwei Prozent. Ein kritischer Bereich sind schon drei Sekunden Wartezeit: Laut kissmetrics verlassen dann 40 Prozent der Käufer eine Website. Doch lange Ladezeiten bedeuten nicht nur höhere Absprungraten. Sind die Käufer mit der Shop-Performance unzufrieden, werden sie in dem gleichen Shop eher nicht wieder einkaufen. kissmetrics zufolge kann eine Ladeverzögerung von einer Sekunde die Conversion Rate sogar um sieben Prozent senken.
In Zahlen: Wenn ein E-Commerce-Shop pro Tag 100.000 Euro einnimmt, bedeutet eine Ladeverzögerung um nur eine Sekunde eine Umsatzeinbuße von 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Hier ist Zeit im wahrsten Sinne des Wortes Geld.
SEO für die Performance
Die Shop-Performance wirkt sich nicht nur auf die Conversion Rate aus. Google und Co. analysieren die Usability von Webseiten. Dies wirkt sich wiederum auf das Ranking bei den Suchmaschinen aus. Ein solcher Usability-Faktor ist die Ladegeschwindigkeit. Um die Platzierung im Suchmaschinenranking zu verbessern, rät es sich, die Geschwindigkeit zu testen, um Optimierungspotenzial zu identifizieren. Hier helfen beispielsweise Page Speed Insides von Google, das konkrete Verbesserungen vorschlägt, und Webpagetest.org, das eine detaillierte Seitenanalyse ermöglicht.
Inhalte reduzieren
Damit Sie Ihr volles Potenzial ausschöpfen können, können Sie sicherlich noch einiges optimieren. Die zu ladenden Inhalte sollten Sie kritisch prüfen und gegebenenfalls in ihrer Anzahl reduzieren. Die Reduktion lohnt sich sowohl im sichtbaren als auch im nicht-sichtbaren Bereich der Webseite. Die dargestellten Elemente im sichtbaren Bereich sind für den Nutzer von größerer Bedeutung, denn diese wirken sich auf die vom User wahrgenommene Geschwindigkeit aus. Hier sollten die Elemente schnell laden. Im nicht-sichtbaren Bereich ist es jedoch legitim, dass die Webseite im Hintergrund noch nachlädt. Mit Webpagetest können Sie etwa die Geschwindigkeit im sichtbaren Bereich testen.
Bilder für Responsive Design optimieren
Neben der Reduktion können Sie auch vorhandene Inhalte optimieren. Soasta zufolge sind 62 Prozent der Inhalte mittlerweile Bilder. Vor dem Hintergrund, dass heutzutage ein Drittel des Traffics im E-Commerce über mobile Endgeräte kommt, sollten Sie Responsive Images bedenken. Die Nutzer wollen beim Surfen kurze Ladezeiten und möglichst wenig Datenvolumen verbrauchen. Unnötig große Bilder müssen auf mobilen Endgeräten nicht geladen werden. Sie sollten herunterskaliert und für Mobile optimiert werden. Hier helfen auch HTML-Befehle im Bereich Source Set. Das Source Set ist vor allem bei Apples Retina Devices interessant, denn hiermit lässt sich feststellen, ob das Device Retina unterstützt. Dann können entsprechende hochauflösende Retina oder eben Non-Retina Bilder geladen werden. Auch das vor Kurzem veröffentlichte HTTP2-Protokoll wird in den nächsten Monaten ein spannendes Thema bleiben. Es ermöglicht nämlich das gleichzeitige Laden verschiedener Objekte.
Hardware updaten
Doch bei der Performance-Steigerung können Sie noch tiefer anfangen. Nämlich bei der Hardware. Eine schnelle Infrastruktur beginnt schon bei einer SSD-Festplatte oder einem schnellen Prozessor. Bei Servern ist Arbeitsspeicher relativ erschwinglich geworden, sodass Sie hier in ausreichen RAM investieren sollten. Haben Sie genug Arbeitsspeicher auf Ihren Servern oder buchen Sie diesen bei Dienstleistern, damit Sie immer gewährleisten können, dass mehrere Zugriffe auf Ihre Webseite parallel verarbeitet werden können. Überprüfen Sie nicht nur den Status quo, sondern auch, ob die eigene Hosting-Infrastruktur dem zu erwartenden Traffic standhalten kann. Dazu gibt es Load- und Stresstests, z.B. von Loadimpact. Die Auswertungen zeigen Ihnen, ab welchem Trafficvolumen Ihre Webseite langsamer oder sogar nicht mehr aufrufbar wird.
Server-Leistung mit Monitoring immer im Blick halten
Verlassen Sie sich zudem auf Monitoringsysteme wie Pingdom, um Ihre Web Performance zu managen. Überprüfen Sie mithilfe eines Uptimer-Monitorings, wie viele Millisekunden benötigt werden, um den Server aufzurufen. Das Real-User-Monitoring hilft Ihnen wiederum dabei herauszufinden, wie schnell Ihr Online-Shop lädt. So können Sie stets nachvollziehen, ob Sie an Ladegeschwindigkeiten außerhalb des grünen Bereichs stoßen. In einem solchen Fall sollen Sie Ihre Server-Einstellungen optimieren oder Server-Ressourcen bei Ihrem Hoster updaten.
Server-Einstellungen konfigurieren
Bei den Server-Einstellungen reicht es oftmals nicht aus, sich mit den Standardeinstellungen zu begnügen. Hier sollten Sie individuelle Einstellungen treffen, was die speziellen E-Commerce-Lösungen anbelangt. Nützliche Tipps zu den Einstellungen bei Magento oder Shopware finden Sie hier. Eine einfache Suche nach Expertentipps hilft auch oftmals schon weiter und zeigt getestete Einstellungen für die maximale Performance.
Software auf PHP7 umstellen
Einen kräftigen Performanceschub kann es mit der eingesetzten Software geben. Für Shoplösungen gibt es verschiedene Online-Shop-Softwares wie Magento oder Oxid. Einige davon unterstützen schon PHP7, was einer Revolution bei PHP gleichkommt. Auch bei Domainfactory ist PHP7 gerade schon in der Erprobungsphase.
Cache für wiederkehrende Besucher
Auch mit dem Einsatz von Cache gibt es Optimierungsmöglichkeiten für Ihre Performance. Wiederkehrende Besucher können dank Cache mit schnelleren Ladezeiten rechnen, da bereits aufgerufene Inhalte mit der Speicherung im Cache sofort wieder aufgerufen werden können. Hier lohnt es sich ein Fullpage oder Proxy Cache vorzuschalten. Eine der populärsten Lösungen ist sicherlich Varnish Cache. Doch es gibt auch gute, fertige Lösungen von Drittanbietern. Mit Lösungen wie Myra Cache bedarf es nur einer entsprechenden DNS-Konfiguration, sodass Sie Zeit einsparen können und weniger eigenes Fachwissen brauchen.
Schrittweise zu besserer Performance
Bei all dem Optimierungspotenzial müssen Sie irgendwo anfangen. Kleine Änderungen können schon viel bewegen. Sie müssen nicht alles sofort und auf einmal verbessern. Vielmehr sollen Ihnen die Ausführungen zeigen, warum es wichtig ist, die Performance im eigenen Online-Shop zu optimieren. Denn hier geht oftmals Umsatz verloren, weil es an der richtigen Infrastruktur mangelt. Nutzen Sie die Tipps und analysieren Sie Ihren Shop. Sie werden in einigen Bereichen richtig gut abschneiden. In den anderen Bereichen sollten Sie dann peu à peu daran arbeiten, Ihre Performance noch weiter zu verbessern.