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WordPress-Plugins notabschalten: Was Sie tun müssen, wenn Plugins Probleme bereiten


Veröffentlicht am 02.08.2024 von Bernd Schmitt

Titelmotiv - WordPress-Plugins notabschalten

Wer eine Website mit WordPress betreibt, wird früher oder später mit folgender Situation konfrontiert: Wo eben noch der prächtige Blog, der umsatzstarke Shop oder die knackige Portfolio-Website prangte, ist plötzlich nur noch ein weißer Bildschirm zu sehen, der sogenannte WSOD (White Screen of Death). Manchmal ist der schaurige Schirm auch noch mit irgendeiner kryptischen Fehlermeldung wie „Fatal Error“ oder „Allowed Memory Size of 12345 Bytes exhausted“ garniert. 


 

Was im WordPress-Katastrophenfall zu tun ist:

  1. Ruhe bewahren. Keine wirren Aktionen starten, die das Problem nur verschlimmern.
  2. Mögliche Fehlerquellen analysieren.
  3. Bei der häufigsten Fehlerquelle beginnen: den Plugins.

Wenn Plugins Probleme machen

Plugins erweitern die Funktionen von WordPress, aber die Sache hat auch einen Haken. Gar nicht so selten verhalten sich die digitalen Helferlein nämlich wie Menschen aus Fleisch und Blut. Sie kennen das aus der ganz realen Teamarbeit: Da kriegen sich zwei Streithammel so in die Wolle, dass das gesamte Projekt zu kippen droht. Und mancher Einzelkämpfer legt die Arbeit nieder, wenn die von ihm geforderten Bedingungen nicht zu 100 Prozent erfüllt sind. Oder er fängt erst gar nicht mit der Arbeit an. 

Die typischen Plugin-Probleme:

  • Ein Plugin funktioniert nach der Installation eines anderen Plugins nicht mehr.
  • Ein Plugin funktioniert nach einem Plugin-Update nicht mehr, zum Beispiel weil es jetzt eine neuere PHP-Version benötigt.
  • Ein Plugin funktioniert nach einem PHP-Update nicht mehr, weil es nicht mit der aktualisierten PHP-Version zusammenarbeitet.
  • Ein Plugin funktioniert nach einem WordPress-Update nicht mehr.
  • Ein Plugin funktioniert nach einem Theme-Update nicht mehr.
  • Ein Plugin funktioniert nach einem Theme-Wechsel nicht mehr.

Plugins über das Backend deaktivieren

Was WordPress-Admins tun müssen, falls Plugins herumzicken oder sich gegenseitig das Leben schwer machen? Die Streithammel ausfindig machen und deaktivieren. Der reguläre Weg führt über das Backend von WordPress.

Sie erreichen das Dashboard, die Schaltzentrale von WordPress, indem Sie /wp-admin an die URL Ihrer Website anhängen und die üblichen Zugangsdaten (Name oder E-Mail-Adresse sowie Passwort) in den Login-Bildschirm eingeben.

In die Plugin-Verwaltung gelangen Sie in der Menüleiste links über den Punkt Plugins. Mit einem Klick auf Installierte Plugins zeigt Ihnen WordPress eine Liste aller Plugins, die in Ihrer WordPress-Installation vorhanden sind.

Abbildung - Plugin-Verwaltung

In der Plugin-Verwaltung können Sie Ihre Plugins deaktivieren oder löschen. Der Unterschied:

  • Beim Deaktivieren wird das Plugin nur von WordPress ausgeklinkt, kann aber jederzeit wieder aktiviert werden. Die Konfiguration des Plugins bleibt dabei in der Regel erhalten.
  • Beim Löschen wird das Plugin entfernt. Vor der Aktivierung ist eine erneute Installation erforderlich. Die Einstellungen des Plugins gehen dabei verloren, abgesehen von einigen Resten in der Datenbank, die aber in der Regel nicht mehr verwendet werden können, also die Datenbank nur zumüllen. 

Das Deaktivieren ist daher die bessere Option, um ein störrisches Plugin ausfindig zu machen. Löschen können Sie es später immer noch.

So können Sie das Katastrophen-Plugin am schnellsten identifizieren:

  1. Deaktivieren Sie sämtliche Plugins Ihrer WordPress-Installation.
  2. Überprüfen Sie, ob der Whitescreen verschwunden ist. Ist dies der Fall, so können Sie sicher sein, dass tatsächlich ein Plugin-Problem vorliegt.
  3. Aktivieren Sie das erste Plugin in der Liste.
  4. Überprüfen Sie, ob nun wieder ein Whitescreen ausgegeben wird. Ist dies der Fall, so haben Sie den Übeltäter bereits ausfindig gemacht. Wird dagegen kein Whitescreen angezeigt, so müssen Sie weiter suchen. Aktivieren Sie das jeweils nächste Plugin in der Liste, bis der Whitesceen wieder erscheint.
  5. Deaktivieren Sie das für den Whitescreen verantwortliche Plugin und löschen Sie es gegebenenfalls.

Notabschaltung Plugins über einen FTP-Zugriff

Das folgende Bild zeigt eine nicht mehr funktionsfähige Login-Site von WordPress, erkennbar an der URL-Endung /wp-admin/ in der Adresszeile des Browsers. Statt des üblichen Login-Bildschirms erscheint hier ebenso wie auf der Startseite (und allen Unterseiten) nur der gefürchtete Whitescreen.

Abbildung - Notabschaltung Plugins

Auch Sie sind davon betroffen und gelangen nicht mehr regulär ins Backend Ihrer WordPress-Installation? Trotzdem ist nicht alles verloren, denn es bleibt Ihnen ja noch der

Zugriff über ein FTP-Programm, genauer gesagt einem FTP-Client. 

Abbildung - Notabschaltung Plugins

Führen Sie dazu folgende Schritte durch:

  1. Starten Sie FileZilla oder einen anderen FTP-Client. In der Regel hatten Sie FileZilla schon einmal verwendet, nämlich um WordPress auf dem Server Ihres Hosters zu installieren. Falls nicht, haben Sie wahrscheinlich einen FTP-Client verwendet, den Ihr Hoster über das Kundencenter zur Verfügung stellt. Auch mit diesem lässt sich die Notabschaltung von Plugins durchführen.
  2. Verbinden Sie sich mit Ihrem Server. Hierzu benötigen Sie die FTP-Zugangsdaten. Informationen hierzu finden Sie im Kundencenter und auf den Hilfeseiten Ihres Hosters.
  3. Navigieren Sie in das Verzeichnis Ihrer WordPress-Installation.
  4. Navigieren Sie zum Ordner wp-content.
  5. Navigieren Sie zum Unterordner plugins.
  6. Benennen Sie den Unterordner plugins um, zum Beispiel in notaus-plugins.

Abbildung - Notabschaltung Plugins per FileZilla

Durch die Namensänderung des betreffenden Ordners sind jetzt sämtliche Plugins in WordPress ausgehängt. Diese Methode der Deaktivierung durch Namensänderung funktioniert natürlich auch innerhalb des Plugin-Ordners, also mit einzelnen Plugins. Für eine schnelle Fehleranalyse ist es aber zweckmäßiger, zunächst den „Hauptschalter“ zu betätigen. Mit der generellen Deaktivierung wissen Sie sofort, ob der Fehler auch wirklich auf Plugin-Probleme zurückzuführen ist. 

Was Sie vor jeder Umbenennung tun sollten:

  • Sichern Sie Ihre gesamte WordPress-Installation, also Datenbank und Dateien. Da Sie nicht mehr ins Backend gelangen, müssen Sie die Prozedur händisch durchführen. Die Datenbank sichern Sie über das Kundencenter Ihres Hosters, die Dateien über FTP.
  • Notieren Sie sich die exakten Namen aller Verzeichnisse, die Sie umbenennen. Schließlich müssen Sie ja am Ende der Prozedur wieder eine Änderung durchführen, zurück zu jedem ursprünglichen Namen.

Nach der Namensänderung: Wieder Zugriff auf das Backend

Nach der Namensänderung sollten Sie wieder Zugriff auf das Backend erhalten. Ist dies nicht der Fall, so probieren Sie noch folgende Optionen:

  • Cookies aus Ihrem Browser löschen.
  • Browser-Cache leeren.
  • Zugriff mit einem anderen Browser.
  • Zugriff mit einem anderen Computer oder per Handy.

Sobald Sie wieder Zugriff auf das Backend haben, bleiben Sie eingeloggt und geben dem Plugin-Ordner wieder seinen ursprünglichen Namen. Probieren Sie dann über das Aktivieren und Deaktivieren, das störrische Plugin zu identifizieren. Falls Sie nun erneut mit einem Whitescreen konfrontiert werden, navigieren Sie über Ihr FTP-Programm eine Ebene tiefer und benennen einzelne Plugin-Namen innerhalb von wp-content/plugins um.

Verdächtige Plugins

Diese Plugins sollten Sie besonders im Auge haben:

  • Plugins, die auf folgender Sicherheits-Website als kritisch eingestuft werden: https://wpscan.com/ 
  • Plugins, die Sie kürzlich aktualisiert haben.
  • Komplexe Slider-Plugins.
  • Plugins, die vom Hersteller lange nicht mehr aktualisiert wurden.
  • Plugins mit ähnlichen Fähigkeiten, die sich ins Gehege kommen. Falls Sie Jetpack im Einsatz haben: Deaktivieren Sie einzelne Funktionen!

Prävention vor Plugin-Problemen

Am besten ist es natürlich, wenn Plugin-Probleme erst gar nicht entstehen. Mit folgenden Maßnahmen verringern Sie Ihr Risiko:

  • Weniger ist stabiler! Überprüfen Sie, ob Sie tatsächlich so viele Plugins brauchen.
  • Schlanker ist stabiler! Besonders umfangreiche Plugins sind in der Regel auch besonders anspruchsvoll. Prüfen Sie, ob für einen bestimmten Zweck ein schlankes Plugin verfügbar ist. Beispiel: Statify ist ein besonders genügsames Statistik-Plugin.
  • Achten Sie auf die Herkunft Ihrer Plugins. Seit der Aufstockung des Plugin-Review-Teams sind die im amtlichen Verzeichnis enthaltenen Plugins bestimmten Qualitätskontrollen unterworfen. Gleiches gilt für Plugins, die Sie von renommierten Herstellern beziehen. Bei Plugin-Marktplätzen sollten Sie dagegen eher mit Bedacht einkaufen.
  • Aktueller ist stabiler! Nutzen Sie die Vorschaumöglichkeit im WordPress-Plugin-Verzeichnis. Sie finden dort Informationen über den Zeitpunkt der letzten Aktualisierung. Dieser sollte nicht mehr als sechs Monate zurückliegen.

Abbildung - WordPress-Plugin-Verzeichnis

  • Aktualisieren Sie fortlaufend Ihren WordPress-Core.
  • Aktualisieren Sie fortlaufend Ihre Plugins und Themes.
  • Informieren Sie sich bei Ihrem Hoster über die Möglichkeit zur Auswahl der PHP-Version. Wählen Sie dabei die letzte empfohlene PHP-Version aus.

Unterschätzen Sie nicht die Auswirkung von Kettenreaktionen. Der folgende Screenshot zeigt, was eine veraltete PHP-Version anrichten kann:

Abbildung - Risiko veraltete Plugin-Version

  • Weil die PHP-Version veraltet ist, lässt sich WordPress nicht mehr aktualisieren.
  • Weil die WordPress-Version veraltet ist, lässt sich das Shop-Plugin WooCommerce nicht mehr installieren oder aktualisieren.

Mit Katastrophen rechnen

Nun wissen Sie, wie Plugins notabgeschaltet werden. Aber nicht in jedem Fall ist die Problemlösung so einfach. Am besten ist es, immer noch eine weitere Option parat zu haben: Ein unversehrtes WordPress, das zur Not schnell wieder aufgespielt werden kann.

Sichern Sie regelmäßig Ihre gesamte Installation (Dateien und Datenbank). Mit einem

Plugin wie beispielsweise BackWPup lässt sich diese Arbeit auch automatisieren. Außerdem sollten Sie Ihre Backups nicht nur lagern, sondern ab und zu auch auf einem Test-Webspace wieder einspielen. 

Machen Sie es wie die Feuerwehr! Rechnen Sie mit der Katastrophe und proben Sie für den Ernstfall!

WordPress-Plugins notabschalten - Zusammenfassung

Plugins erweitern die Funktionen von WordPress. Aber manchmal kommen sich die Helferlein auch in die Quere, was bis zu einem Ausfall der gesamten Website führen kann.

Immer eine gute Idee ist es, regelmäßig Backups durchzuführen, die gesamte WordPress-Installation (Core, Themes und Plugins) laufend mit Updates zu versorgen und die PHP-Version auf dem Server im Blick zu haben.

Außerdem sollte WordPress nicht mit Plugins überfrachtet werden. Falls die Plugins nicht mehr über das Backend deaktiviert werden können, hilft der Zugriff über ein FTP-Programm. Mit der Umbenennung des Plugin-Orders werden alle Plugins zuverlässig abgeschaltet, mit einer erneuten Umbenennung sind Sie wieder verfügbar. Die Methode der Notabschaltung durch Umbenennung kann nicht nur auf den Plugin-Ordner, sondern auch auf jedes einzelne Plugin angewendet werden.

Photo by Ryoji Iwata on Unsplash

 

Der Autor:


Bernd Schmitt

Bernd Schmitt ist Fachbuchautor und Lehrbeauftragter am Mediacampus Frankfurt. Bücher veröffentlicht er am liebsten zu WordPress und WooCommerce.