Wie man durch klare Konzepte und dynamische Verknüpfungen sowohl Besucher als auch Content Manager glücklich macht
Veröffentlicht am 08.05.2024 von Elisa Foltyn
Viele Webseiten gleichen einander wie der „brother from another mother“. Sie sind sich alle ähnlich und folgen einem vertrauten Muster, um ihre Inhalte unter die Leute zu bringen. Ein Blickfang hier, eine „Über uns“-Seite da, dazu Dienstleistungen und Angebote, FAQs, Kundenstimmen und Kontaktwege – jeder Inhalt befindet sich meist noch in seiner eigenen kleinen Komfortzone unter den bekannten Menüpunkten „Über uns“, „Leistungen", „Blog", „Kontakt" und so weiter.
Was also tun gegen diese Langeweile?
Wir sollten diese bewährte Struktur nicht aufbrechen, denn solche Navigationen sind vertraut und helfen den Besuchern, Inhalte schneller zu finden. Kreative Ansätze, die fest gelernten Bezeichnungen zu verändern, gehen meist nach hinten los.
Was eine Webseite und insbesondere das Unternehmen, welches dahinter steht, einzigartig macht, ist die Beziehung der Inhalte zueinander, sowie das Verständnis des Unternehmens, wie man diese Informationen miteinander verbindet.
Wenn die einzelnen Teile der Webseite ohne echten Zusammenhang isoliert bleiben, müssen die Webseiten-Besucher sich in den Informationssilos durchkämpfen und werden in die Pflicht genommen, sich alle Informationen selbst zu beschaffen. Voneinander isolierte Inhalte werden schnell langweilig.
Inspiriert von vorgefertigten Themes, fügen Webdesigner manchmal einen Abschnitt „Weitere Blogbeiträge“ unter ihren Artikeln ein, der jedoch oft lediglich die drei neuesten Beiträge anzeigt – eine Praxis, die kaum den dynamischen Möglichkeiten des Webdesigns gerecht wird.
Echte Dynamik entsteht, wenn Inhalte nicht nur angezeigt, sondern sinnvoll miteinander verknüpft werden, um das Surfen auf der Seite zu einem informativen und fesselnden Erlebnis zu machen.
Sie werden jetzt sagen: Dieses Konzept ist doch nicht neu! Und da haben Sie recht.
Erfahrene Webstrategen nutzen solche dynamischen Verknüpfungen seit Langem, ähnlich den Produktvorschlägen im E-Commerce (z.B. „Andere Kunden haben auch gekauft“), um das Nutzererlebnis zu verbessern und potenziell den Umsatz zu steigern. Was ich hier beschreibe, ist also weniger eine Innovation als vielmehr die Renaissance einer bewährten Strategie, die zurecht eine wachsende Anhängerschaft findet.
In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie wir als Webdesigner das Web durch durchdachte Verlinkungen interessanter gestalten.
Unsere Ausgangslage: Das Content Management System
Wer sein Content Management System, sei es Joomla, Drupal oder WordPress, seiner Bestimmung – nämlich der Verwaltung von Inhalten – nach nutzt, verwaltet seine Inhalte in verschiedenen Kategorien und hat ein durchdachtes Konzept und eine Struktur für verschiedene „Inhaltstypen“.
Jede Information, die man als Unternehmen anbietet, hat ihren eigenen Bereich mit eigenen, dazugehörigen Informationselementen wie Bildern, Schlagworten und anderen Daten, die zum Beispiel in Custom Fields* gespeichert werden.
*Custom Fields sind eigene Felder, die man im Joomla Core für verschiedene Daten-Eingaben anlegen kann.
Über bestimmte Informationsbrücken lassen sich nun Beziehungen zwischen den Informationsinseln erstellen:
Thematische Verbindungen
- z.B. Beiträge über ähnliche Themen oder Produkte derselben Kategorie
- z.B. Filme oder Musik mit ähnlichen Attributen wie Genre, Stil oder Richtung
Zeitliche Zusammenhänge oder ereignisbezogene Zusammenhänge
- z.B. Beiträge, die Ereignisse desselben Zeitraums behandeln
- z.B. Events, die zur gleichen Zeit stattfinden
- z.B. bevorstehende Events oder Jubiläen zum Thema
- Tageszeitbezogene Grüße / Jahreszeitenbezogene Bilder auf der Webseite
Geographische Zuordnungen
- z.B. Events in derselben Stadt oder Region
- z.B. Ausgabe basierend auf Sprache oder die geographische Lage
Hierarchische Relationen
- z.B. Kategorien und dazugehörige Beiträge
Verfasserbasierte Verbindungen
- z.B. Inhalte desselben Autors oder derselben Autorin gruppieren
Cross-Promotion
- z.B. Produkte oder Beiträge, die sich ergänzen oder unterstützen
Interaktions- und verhaltensbasierte Verknüpfungen
- basierend auf Interaktionen wie Kommentaren oder Bewertungen basierend im Bezug auf bisher besuchte Seiten
- basierend auf früheren Käufen eines Kunden
Stimmungsbezogene Inhalte
- z.B. Ausrichtung an die emotionale Stimmung eines Beitrages oder Blogposts
Benutzerdefinierte Präferenzen
- z.B. Abgleich der Interessen im Benutzerprofil und Ausgabe von personalisierten Inhalten u.v.m.
Und das Beste ist, dass man keine KI programmieren muss, um erstmal einfache Verbindungen zwischen den Inhalten zu weben – ein paar kluge „Beziehungen“ zwischen den Inhalten genügen.
Umsetzungsbeispiele mit Joomla
Beispiel 1 Custom Fields verwandte Beiträge
Bildbeschreibung: Webseite mit Naturführer – auf der Regionenkarte gelangt man zur Beschreibung eines bestimmten Ortes. Der Ort zeigt alle dort tätigen Naturführer und alle Veranstaltungen an. Klickt man auf eine Veranstaltung, sieht man, welcher Naturführer dort tätig ist und um welche Region es sich handelt. Geht man auf das Profil des Naturführers, erfährt man die Informationen über dessen Führungen, Regionen und Fachthemen.
Beispiel 2 Anzeige persönlicher Inhalte
Bildbeschreibung: Im Beispiel wird gezeigt, wie ein Vereinsmitglied nach dem Login begrüßt wird. Persönliche Begrüßung, Anzeige neuester Inhalte der angegebenen Interessensgebiete und Anzeige des eigenen Profils.
Beispiel 3 Blogbeitrag mit Verknüpfung zu passenden Angeboten
Bildbeschreibung: Im Beispiel wird auf der Webseite des Stadtmarketing-Vereins Schwäbisch Hall Aktiv angezeigt, was man in Schwäbisch Hall unternehmen kann. Die Beispiele sind mit den Profilen der Vereinsmitglieder verknüpft.
Tageszeit bezogene Headline und Bildwahl
Bildbeschreibung: Das Beispiel zeigt eine Marken-Landingpage eines Fahrradhändlers an – hier werden nicht nur die dazugehörigen Räder zu dieser Marke angezeigt. Der Besucher wird mit der entsprechenden Tageszeit und einem dazu passenden Bild begrüßt.
Wie setze ich es in meinem Projekt um?
Die Wahl der Programmiertechnik oder des Tools, mit dem man diese Beziehung aufbaut, ist generell frei. Auch das CMS, welches eingesetzt wird, ist in erster Linie nicht relevant.
Der Erfolg beginnt mit einer klaren Struktur:
- Klare Inhaltsstrukturen festlegen
- Überlegen, wie diese Inhalte miteinander interagieren könnten
- Menüs und Layouts aufbauen, die Benutzern einen leichten Zugang zu relevanten Inhalten bieten
Umsetzungsbeispiel 1 (Screenshot Builder zieht dynamische Quelle)
Für Joomla- und WordPress-Nutzer lassen sich mit Tools wie dem YOOtheme Pro Pagebuilder solche Verknüpfungen spielend leicht umsetzen.
Umsetzungsbeispiel 2 (Screenshot Builder zieht dynamische Quelle aus Google Reviews)
Auch externe Quellen lassen sich dynamisch in die Webseite einbinden. Zum Beispiel kann man auf der Webseite um Rezensionen bei Google bitten und diese anschließend Datenschutz-Konform direkt in die Webseite integrieren. Diese Bewertungen sind dann nicht in Google „verscharrt“, sondern für alle Webseiten Besucher sichtbar.
Umsetzungsbeispiel 3 (Screenshot Builder zieht dynamische Quelle aus Google Sheets)
Mit dynamischen Quellen kann man nicht nur Informationen auf der Webseite clever miteinander verbinden, sondern auch eine Bearbeitung von Inhalten stark vereinfachen. So kann ein Restaurantbetreiber seine Speisekarte bequem über Google Sheets pflegen, ohne mit dem Backend in Berührung kommen zu müssen. Diese Technik eignet sich auch prima für LiveTicker oder Informationsseiten über Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr – die Möglichkeiten sind unendlich.
Technische Herausforderungen
In der Welt der Content Management Systeme glänzt Joomla mit seiner intuitiven Integration von Custom Fields, dem integrierten Task Scheduler und weiteren Kernfunktionen, die es ermöglichen, dynamische Inhalte direkt im Kern des Systems zu verwalten und performant wiederzugeben.
Mit WordPress ist dies durchaus auch möglich, benötigt aber zusätzliche Plugins wie Advanced Custom Fields und mehr, um ähnliche Funktionalitäten zu erreichen.
Wartung und Pflege von Informationen
Wie im Anwendungsbeispiel beschrieben, bietet die Arbeit mit dynamischen Quellen einen entscheidenden Vorteil. Sobald sich eine Quelle hinsichtlich ihrer Informationen ändert, muss man nicht jeden Inhalt einzeln anpacken und ändern und spart so Zeit für die wichtigen Aufgaben im Marketing.
Warum sollte ich auf dynamische Quellen setzen?
Sie machen nicht nur die Navigation intuitiver und verbessern das Nutzererlebnis, sondern sorgen auch für bessere Sichtbarkeit und SEO-Vorteile. Mit einer höheren Bindung und längeren Verweilzeiten steigt auch die Chance auf eine bessere Conversion.
Personalisierte „Call to Action Abschnitte“ haben gezeigt, dass sie die Konversionsraten signifikant verbessern, was die SEO positiv beeinflussen kann, da sie eine wertvolle und ansprechende Webseite für Suchmaschinen demonstrieren.
Eliminieren Sie unnötige Schritte in der „Customer Journey“, indem Sie dynamische Inhalte nutzen, um wiederholte Aktionen zu erkennen und CTAs dementsprechend anzupassen.
Was springt für den Nutzer raus?
Der Nutzer kommt über verschiedene Einstiegsseiten zu Ihnen. Lassen Sie ihn nicht raten, wo sich die relevanten Informationen für ihn befinden, sondern liefern Sie gleich. In der heutigen schnelllebigen Zeit hat man keinen Nerv, sich seine Informationen wie Pilze im Wald zusammen zu suchen.
Hürden und Lösungsansätze
Natürlich gibt es auch bei dieser Strategie Herausforderungen. Zu viele Links können verwirren, eine intuitive Gestaltung und die Beschränkung auf das Wesentliche sind daher entscheidend. Qualität und Relevanz stehen im Vordergrund, um Nutzer zufriedenzustellen.
Barrierefreiheit nicht vergessen
Bei all der „Eskalation“ rund um “Dynamic Content” sollte man jedoch nicht vernachlässigen, die Webseite hinsichtlich Barrierefreiheit ordentlich aufzubauen. Dynamische Inhalte sind nicht nur für die flinke Navigation unserer sehenden Besucher gedacht; sie müssen auch für diejenigen zugänglich sein, die andere Sinne nutzen, um sich im Internet zu bewegen.
Es ist unsere Pflicht, jede dynamische Verknüpfung so zu gestalten, dass sie auch von Screenreadern gelesen und von Sprachsteuerungssystemen verstanden werden kann. Das ist kein bloßer Akt der Nächstenliebe, sondern ein kluges Investment in die Universalität und Reichweite unserer digitalen Präsenz und zahlt sich zudem auch im Suchmaschinen-Bereich aus.
Wie sieht die Zukunft aus?
Dynamische Verknüpfungen sind weit mehr als ein nettes Feature – sie sind ein Schlüssel zu einem Web, das begeistert und verbindet.
Blickt man in die Zukunft, so wird deutlich, dass Technologien wie Künstliche Intelligenz und ihre Verwandten das Webdesign maßgeblich prägen werden. Diese ermöglichen es uns, personalisierte Nutzererlebnisse zu schaffen und die Interaktion auf unseren Webseiten intuitiver zu gestalten.
Bauen wir die Webseiten bereits heute nach den oben genannten Prinzipien auf, schaffen wir eine nachhaltige Plattform, um die Möglichkeit für eine spätere Integration von KI und zukunftsgerichtete Datenanalyse zu ebnen.
Durch die Implementierung dynamischer Inhalte machen wir bereits die ersten Schritte in Richtung dieser zukunftsweisenden Technologien.
Unser Ziel sollte es sein, diese Entwicklungen zu nutzen, um Webseiten zu schaffen, die nicht nur informieren, sondern auch inspirieren und begeistern. Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie das Web selbst. Sobald man sich in das Thema „Dynamischer Content“ reingefuchst hat, kommt man selbst auf noch viele weitere kreative Ideen, dies für das eigene Unternehmen einzusetzen.
Nachdem wir nun die Wege erkundet haben, wie dynamische Verknüpfungen das Web-Erlebnis revolutionieren können, ist es an der Zeit, Worte in Taten umzusetzen. Nutzen Sie die inspirierenden Möglichkeiten der Technologie, um Ihre Inhalte zu einem lebendigen Netzwerk aus Wissen und Erlebnissen zu verweben. Es genügt nicht, nur von Interaktivität und Benutzerfreundlichkeit zu träumen – ich lade Sie ein, aktiv zu werden. Nehmen Sie den digitalen Pinsel in die Hand und malen Sie ein Bild im Web, das nicht nur informiert, sondern auch in Erinnerung bleibt.